Osterode hat „gemappt“ – Projekt Inklusion bewegen zieht Bilanz
Inklusion bewegen, eine Kooperation zwischen Stadt und Landkreis Göttingen und den Harz-Weser-Werken gGmbH, hatte am Dienstag den 21. Juni 2022 zu einem offenen „Mapping Event“ eingeladen.
Karte zur Barrierefreiheit
Ziel dieser Aktion, eine hatte bereits im Mai in Göttingen stattgefunden und weitere folgen im Herbst in Duderstadt und Hann. Münden, ist es die sogenannte „Wheelmap“ auf www.wheelmap.org mit rollstuhlgerechten Orten zu befüllen um mobilitätseingeschränkten Menschen eine Übersicht zu ermöglichen. Die Wheelmap wurde von den Sozialhelden in Berlin entwickelt und stellt das größte Verzeichnis dieser Art weltweit dar.
„Barrierefreiheit ist nicht nur ein Thema für Menschen mit Beeinträchtigungen“, so Henning Strieben für die Geschäftsstelle Inklusion bewegen im Landkreis Göttingen. Viele Menschen sind auf Hilfsmittel angewiesen, Rollstühle oder Rollatoren. Aber auch Kinderwagen – speziell Zwillingskinderwagen bleiben in zu schmalen Kassen stecken oder scheitern schon am Eingang durch Treppen oder schmale Türen.
Osterodes Bürgermeister Jens Augat begrüßt die Initiative von Inklusion bewegen, mit deren Vertreter*innen er bereits zum Jahreswechsel eine Begehung einiger Behindertenparkplätze in Osterode unternommen und die dort erhaltenen Erkenntnisse schnell und zielführend umgesetzt hatte.
„Mapping-Event“ in Osterode am Harz
Im Vorfeld des „Mapping-Events“ in Osterode am Harz, hatte Inklusion bewegen zusammen mit dem Göttinger Verein SC Hainberg (Rollitraining) bereits eine Online-Schulung durchgeführt, in der sich Bürger*innen, Betroffene und Unternehmensvertreter*innen über die Wheelmap und das Mapping-Event erkundigt hatten. Die Vertreter*innen des Projektes Henning Strieben (Leiter der Geschäftsstelle Inklusion bewegen in Osterode) und Jenny Erbach (Inklusionskoordinatorin der Stadt Göttingen) waren am Dienstag mit einem kleinen Stand auf dem Osteroder Wochenmarkt vertreten, um den Dialog mit den Bürger*innen zu führen und über die Wheelmap aufzuklären.
„Und das ist viel leichter als gedacht, in der Karte werden die meisten Einrichtungen angezeigt. Erscheinen diese grau, so besteht noch Handlungsbedarf – ein Foto mit der Handykamera und die Beurteilung, ob der Ort barrierefrei ist oder nicht, können mit wenigen geführten Fingerklicks eingetragen werden. Dies geht auch bei WCs für Menschen mit Beeinträchtigungen,“ berichtet Strieben.
Die Osteroder Marktbesucher zeigten sich interessiert. Deshalb „mappte“ er an diesem Tag auch selbst: „Ich habe die Mehrheit der am Kornmarkt gelegenen Geschäfte besucht, die Gewerbetreibenden über die Wheelmap informiert und ihnen angeboten, einen Eintrag für sie vorzunehmen. Dieses Angebot wurde überwiegend angenommen und die Aktion als positiv bewertet. Ich konnte allerdings auch Erkenntnisse mitnehmen. So etwa, dass auch mobile Rampen durchaus kritisch vom Denkmalschutz beurteilt werden oder bei bestimmten Voraussetzungen nicht normgerecht umgesetzt werden können, obwohl die Ladenbesitzer es gerne möchten. Und, dass „Mappen“ echt Spaß macht.“
Auch Bürgermeister Augat bestätigte, dass nicht nur die Häuser sondern auch der Kornmarkt selbst unter Denkmalschutz stehen. Er führte weiter aus, dass auch die für nächstes Jahr geplante Sanierung des Kornmarktes nicht alle Barrieren beseitigen könne, vor allem da zwischen Marientorstraße und Martin Luther Platz ein erheblicher Höhenunterschied bestehe.
„Harzer Pragmatismus“
Strieben fügte noch hinzu, dass die Gewerbetreibenden aber auch einen gewissen „Harzer Pragmatismus“ gezeigt haben. Wie selbstverständlich erklärten alle Geschäfte, die eine oder mehrere Stufen am Eingang haben, dass man den Menschen behilflich sein werde. So solle man vorab entweder anrufen oder einfach vor dem Geschäft laut rufen. Man könne aber auch die Ware vor dem Geschäft zeigen – ähnlich wie im Lockdown. Oft gibt es auch versteckte Wege, durch Garagen zu Aufzügen oder zu Nebeneingängen.
Eva-Maria Martin, Inklusionskoordinatorin des Landkreises Göttingen, zieht für das Mapping Event in Osterode ebenfalls ein positives Fazit. „Es ist gelungen für das Thema Barrierefreiheit zu sensibilisieren und auch Erkenntnisse mit in die Verwaltung zu nehmen, die geprüft werden müssen.“
Inklusion bewegen kann interessierte Schulen, Firmen oder anderen Gruppen im Landkreis Göttingen in Absprache auch in das „Mappen“ einführen.
Ansprechpartner für Wheelmap-Aktionen im Landkreis Göttingen:
Eva-Maria Martin, Inklusionskoordinatorin des Landkreises Göttingen:
(Bild: Henning Strieben, Eva-Maria Martin, Jenny Erbach, Bürgermeister Jens Augat und Regina Meyer prüfen symbolisch die Barrierefreiheit des 300 Jahre alten Harzkornmagazins, dem Rathaus von Osterode)